2te Mannschaft » VFB Schuby II - TSV Süderbrarup II

Schuby Oft genug verhält es sich im Sport doch so, dass diejenigen die Gewinner eines Matches sind, die gar nicht daran teilgenommen haben. Egal an welche Sportart man da denken mag. Fußball zum Beispiel. Gerade dort ist dieses Phänomen immer wieder gerne zu beobachten. Auf internationaler Ebene, in der Bundesliga, in den Kreisklassen und in all den Ligen dazwischen. Vor allem wenn es gegen große Gegner geht. Gegen starke. Gegen die, gegen die man ohnehin keine Chance hat. Aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht, weil der Gegner ein Absteiger aus der vorherigen Saison ist. So wie die zweite Mannschaft des VfB Schuby. Vielleicht, weil die eigene Mannschaft ein Aufsteiger in die jetzige Kreisklasse A ist. Vielleicht, weil man nur der Aufsteiger in die jetzige Kreisklasse A ist. So wie die zweite Mannschaft des TSV Süderbrarup. Vielleicht ist es also eine gute Idee, so einer Begegnung aus dem Weg zu gehen, weil – man kann ja eh nur verlieren. Aber auch nur vielleicht!

Letzten Samstag war so ein „Ausweich“-Tag. Punktspiel in Schuby. 27 Kilometer, 27 Minuten Fahrtzeit. Abfahrt 14 Uhr ab Jahnplatz, Anpfiff 15 Uhr. Schuby, die 2. Na toll. Vor der Saison gab’s im Schlei-Pokal eine 0:4 Ohrfeige. Ohrfeige nicht wegen des Ergebnisses, sondern weil die Jungs nicht den Hauch einer Chance hatten. Also galt es dieses Mal, sich vorzubereiten. Besser vorzubereiten. Sei es auch nur mental. Zumindest mental. Jeder für sich. Jeder wie er wollte. In der Gruppe, in der Disco. Ablenkung ist schließlich auch wichtig. Zumal sich die Hiobs-Botschaften häuften. Je näher der Spieltag rückte, je mehr lichtete sich die Spielerdecke. Die Absagen mehrten sich. Das „ungute Gefühl“ der Verbliebenen wuchs. Brüllt man am Rande der Berge die Worte „ungutes Gefühl“ ins Tal, so lautet das Echo ganz sicher „Aaaaaaaaaannnnnnnnnnggggggggssssstttt“. Zum Gegenbeweis fehlen hier jetzt leider nennenswerte Hügel.
Also zurück zum Thema. Vorbereitung. Gruppe. Disco. Als sich dort am Vorabend der Begegnung einige Spieler zufällig trafen und fachsimpelten, kam man zielstrebig auf den Punkt. Zu viele Leistungsträger hatten fürs Wochenende bereits abgesagt. Leider war man selbst nicht verletzt. Nils Bahnsen und Oli Haman ertränkten ihre Schätzungen bezüglich der Höhe der Niederlage gleich in mehrere Bier-Fässer. Björn Lund und Jan „Horst“ Stahr feilten in der Nacht vor dem Spiel bei gemütlichen zwei bis drei Promille an halbwegs glaubhaften Ausreden wegen ihres geplanten Fernbleibens.
Nein - man musste ran. Mannschaftssport. Wenngleich man auf wichtige, tragende Säulen würde verzichten müssen, konnte man sich doch glücklich schätzen, dass zum Beispiel Goalgetter Heiko Vollertsen mit von der Partie sein würde. Im Glauben daran überlebten sie die Nacht und trafen sich am Samstag auf dem Jahnplatz. Ohne Heiko. Eine Magen-Geschichte. 14 Uhr Jahnplatz - 1:0 für Schuby!
Dreizehn. Man brachte 13 Spieler zusammen. Zu wenig. Bei der konditionellen Verfassung. Gegen Schuby. Bei der Vorbereitung. So gut wie kein Spieler kam mit dem eigenen Auto. Nein! So gut wie kein Spieler konnte mit dem eigenen Auto kommen. Wegen der mentalen Vorbereitung. Dreizehn Spieler. Nils Bahnsen würde nur eine Hälfte spielen können. Marco Bröge weilte gedanklich noch in Las Vegas und trauerte all den verpassten Karten am Pokertisch nach. Im Wissen um diese miese Ausgangslage wurde Joey Wohlsen vom eigenen Optimismus überrannt. In all seiner Verzweiflung sprach er wahllos Zuschauer, Passanten und Ehemalige an und flehte um deren Beistand, nein, Mithilfe, Einsatz. Leider erntete er aber nur Absagen wie „Habe keine Schuhe mehr.“, oder „Gegen Schuby? Nein danke.“. Dann eben nicht. Dann eben so. Um 14.31 Uhr trafen 13 tapfere Süderbraruper auf dem VfB-Sportplatz in Schuby ein. Der Gegner machte sich bereits warm und flößte den Gästen Angst ein. „Man sind die athletisch!“ Keiner schien auch nur einen Gramm Fett am Körper zu haben. „Man!“ Zehn Minuten vor Spielbeginn hatte Oli Haman die rettende Idee: „Horst, hau schnell ein, zwei Dinger rein, danach mauern wir!“ Na also, geht doch. Auch wenn man schwere Köpfe leichter hängen lassen kann, können diese Ideen hervorbringen. Und was für welche. Und – mit so einer ausgeklügelten Taktik fällt es auch gleich vielleicht leichter, die Beine in die Hand zu nehmen. Allerdings – da war ja noch der Gegner. Der spielte trotz der Brarupper Marschroute so, als hätte das Fußballfeld ein 30-Grad-Gefälle. Richtung Süder.
15.10 Uhr, erste gute Aktion von Süder. Langer Ball auf Christoph Clausen. Der setz sich gut durch und wird dann zum ersten (aber nicht zum letzten) Mal gelegt. Freistoß Süder. Kurzer Dialog. Wohlsen fragt Stahr „Was willst du machen, Horst?“. Völlig emotionslos und äußerst untypisch für ihn, antwortet er ohne zu lächeln: „Rechts oben. Torwart-Eck!“ Gesagt getan. Genau dort schlug der Ball ein. Keine Chance für Gastgeber Torwart Dennis Schweinert. 1:0 Süderbrarup. Unfassbar. Und das beim VfB Schuby. Der rannte fortan noch wilder auf das Gäste-Tor zu. 45-Grad-Gefälle. Ein ums andere Mal rette Feuerwehrmann Torben Bröge auf der Linie.
Kurz vor Ende der ersten Hälfte motivierte Jan Stahr seine Leute: „Noch fünf Minuten und dann spielen wir Offensiv.“ Nach dem Führungstor übertrumpfte der Jubel und das Lachen auf der Süder-Bank das zaghafte Gelächter der „riesen-Schuby-Bank“!
Dann die zweite Hälfte. Bahnsen musste los. Süder baute um und auf Kalle. Sonst eher „nur“ bemüht, avancierte er zum Beinah-Helden. Wenige Minuten waren gespielt, da setzte er sich gegen einen Schubyer durch, stolperte um zwei weitere herum und hatte am Ende leider nicht mehr die Kraft, den Ball im Tor unterzubringen. Dennoch – grandios.
Das restliche Spiel trug ganz klar die Handschrift von Patrick Lück, der an diesem Tag defensiv absolut alles richtig machte was man richtig machen kann. Und was man in so einem Spiel richtig machen muss. Wo immer eine Lücke war, Patrick stopfte sie.
Im weiteren Verlauf wurden die Fouls der Gastgeber gröber. Vielleicht lag es am Frust oder an der Wut, weil der Aufsteiger noch führte. Oder es lag an Jan Stahr, der sich nicht zusammen reißen konnte und anfing im Mittelkreis Kreise zu tanzen. Sei’s drum – sieben Minuten vor Schluss, fiel dann doch noch der Ausgleich. Nein, fiel der am Ende verdiente Ausgleich für den Gastgeber.

Vielleicht kann man sich anders auf derart schwere Spiele vorbereiten als es die Jungs von Süders Zweiten getan hatten. Nein. Man muss sich anders darauf vorbereiten. Aber – wenn man künftig Zuschauer, Passanten oder Ehemalige mit locker über der Schulter hängenden Fußball-Schuhen durch Süderbrarup schlendern sieht, dann deshalb, weil sie hoffen, angesprochen zu werden. Gefragt zu werden. Ob sie nicht Lust, Zeit und Schuhe hätten, auszuhelfen. Weil – ganz sicher ist es einfach gut, einer Mannschaft anzugehören. Einer Zweiten oder ersten. Einer kleinen oder großen.
Jan Stahr/Ralf Möller-Dietz